Emil von Behring – berühmter Wissenschaftler, herzlicher Familienvater, geschickter Netzwerker und erfolgreicher Unternehmer

„Zeitzeichen” des NDR zum 100. Todestag
Emil von Behring gehört zu den Vätern der modernen Bakteriologie. Der Mediziner und Forscher entdeckte u.a. das Diphtherie-Antitoxin und entwickelte eine Serumtherapie, die der hoch ansteckenden und oft tödlich verlaufenden Infektionskrankheit Diphterie ihren Schrecken nahm. Ende des 19. Jahrhundert starben jährlich durchschnittlich 50.000 Kinder an diesem Bakterium!
Mit der Entwicklung einer aktiven Schutzimpfung ging Emil von Behring als „Retter der Kinder” in die Medizingeschichte ein und erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Medizin und Physiologie.
Das „Zeitzeichen” des NDR zum 100. Todestag (31.3.2017) lässt diese Sternstunde der Immunologie noch mal lebendig werden (Audio-Download, 14:05).

Neue Biografie zeichnet ein differenziertes Porträt jenseits aller Heroisierung
Anhand bisher unentdeckter Quellen zeichnet Ulrike Enke, Medizinhistorikerin und promovierte Literaturwissenschaftlerin, jenseits aller Heroisierung ein differenziertes Porträt des Arztes und Immunologen. Ganz im Unterschied zur alten Biografie von 1940, die die Nationalsozialisten für ihre Ideologie instrumentalisierten. In ihr wurde z.B. Behring als Heros, götterähnlich, dargestellt und seine Frau Else als Halbjüdin sowie seine 6 Kinder mit keinem Wort erwähnt.

Behring stammte aus armen Verhältnissen; nur dank eines Stipendiums konnte er Medizin studieren. Seine Intelligenz, sein Ehrgeiz und nicht zuletzt seine Fähigkeit, nützliche Netzwerke zu knüpfen, beförderten seinen enormen gesellschaftlichen Aufstieg.
Die Autorin zeigt einen Menschen, der als analytischer Kopf bewundert, als herzlicher Familienvater geschätzt und als Verhandlungspartner gefürchtet wurde. Erstmals ordnet sie Behrings langjährige Erschöpfungszustände und Niedergeschlagenheit anhand neuer Dokumente als schwere Depression in die Lebensgeschichte ein.

Fazit: Ulrike Enke ist es gelungen, in 9jähriger Recherche- und Literaturarbeit aus einer unendlich erscheinenden Anzahl an Quellen auf 600 Seiten eine sehr gut strukturierte und lesbare Biografie zu schreiben, die der herausragenden und komplexen Persönlichkeit Behrings gerecht wird. So hat ihr Werk sicher auch die Ausstrahlungskraft, kommende Forscher*innen zu inspirieren. In diesem Zusammenhang ist auch das Interview von CSL Behring mit Ulrike Enke sehr zu empfehlen.

Behring-Nachlass digital
Die frei zugängliche Nachlassdatenbank „Behring-Nachlass digital” enthält etwa 3.000 Dokumente aus dem Nachlass Emil von Behrings und seiner Frau Else. Darunter befinden sich ca. 1.650 Briefe von und an Behring, die Werkskorrespondenz der Behringwerke, Werkmanuskripte, Verträge, Urkunden, Bilder u.v.m.

Pharmapark Marburg – die Erfolgsgeschichte der Marburger Behringwerke
Die Gründung der Behringwerke vor mehr als 100 Jahren ist der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte im Bereich Vertrieb und Herstellung in Marburg – zunächst von Diphtherie- und Tetanus-Serum, später von vielen anderen Arzneimitteln und Medikamenten. So wird in den 1950er-Jahren der Schwerpunkt auf die Forschung und Entwicklung der Trennung und Reinigung des menschlichen Blutplasmas gelegt. In den 1960er-Jahren kommen Entwicklung und Produktion von Impfstoffen gegen Polio, Röteln, Mumps, Masern und Grippe hinzu.

Heute ist der Pharmastandort Behringwerke Marburg, mit ca. 7.000 Mitarbeitenden, ein Biotech-Center mit innovativen Pharma-Unternehmen. Hier werden auf insgesamt 67 ha Gesamtfläche mit 9 ha Freifläche unterschiedlichsten Unternehmen Möglichkeiten zum Arbeiten und Entwickeln geboten.
Diese werden von dem einzigen auf Biotechnologie und Pharmaproduktion spezialisierten Standortbetreiber, der Pharmaserv GmbH, betreut. Die bekanntesten Unternehmen sind die weltweit tätigen Pharmaproduzenten CSL Behring GmbH, GSK Vaccines GmbH, BioNTech Manufacturing Marburg GmbH und Siemens Healthcare Diagnostics Products GmbH.

Die Behring-Route durch Marburg
Den Spuren, die Emil von Behring als Wissenschaftler, Mensch und Kommunalpolitiker hinterlassen hat, könnt ihr auch auf dem naturwissenschaftlich ausgerichteten Stadterlebnisspaziergang anhand von 12 Stationen folgen. Länge 9 km und Gehzeit 3 bis 3,5 Stunden (Flyer, Outdooractive-Wanderkarte).

Text: CSL Behring, Ulrike Enke, Pharmaserv und Thomas Rotarius, Bild: Behring-Nachlass digital und Thomas Rotarius

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