Der Aufstand der kleinen Höfe – was können wir für sie tun?

Der Aufstand der kleinen Höfe …
„Mit Blick auf die Bauernproteste fällt es manchen leicht zu sagen, dass sich die Landwirte mal nicht so anstellen sollen. Rekordgewinne aus zwei Jahren – da sollte der Diesel-Aufpreis doch wohl nicht ins Gewicht fallen. Also runter von der Straße. Aber das ist zu kurz gedacht. Wer im Discounter am Wurstregal ganz nach unten ins Regal greift und sich über das Billigfleisch auf dem Teller freut, um sich danach über die Bauern aufzuregen oder ihnen am Straßenrand zuzujubeln, kann sich gerne darüber Gedanken machen, wo das eigentliche Problem liegt.

Der Diesel mag ein Auslöser sein, aber im Grunde protestieren die Bauern gegen etwas anderes, gegen die Nachteile von Industrialisierung und Strukturwandel. Und das ist nichts Neues, das geht seit Jahrzehnten so. Das ganze System, in dem die Bauern wirtschaften, ist auf Wachstum und Weltmarkt ausgelegt. Ein gutes Jahr, das freut den Bauern, in einem schlechten fehlt oft der Ausgleich. Der klappt auch nicht über eine Anpassung der Preise, über die bestimmen die Landwirte nicht selbst. Das übernimmt der Lebensmittelhandel, die Molkerei, der Schlachthof.
Kleine Bauern kapitulieren vor Großkonzernen.
Wer es nicht mehr in die schwarzen Zahlen schafft, muss größer werden, das Minus durch Masse ausgleichen. Sonst geht er unter. Das regelt dann der Markt.

Eigentlich ist der Bauernprotest der Aufstand der kleinen Höfe dagegen. Sie sehen ihre Felle davonschwimmen, weil sie von der Industrie geschluckt werden. Eigentlich sollten sie mit ihren Schleppern vor den Toren der großen Konzerne stehen, gegen Preiskampf und Verhandlungsdruck aufbegehren. Aber der Weg nach Berlin und in die Landeshauptstädte scheint leichter. Ob dadurch ein etabliertes, politisch konstruiertes System gestürzt wird, ist doch eher fraglich.
Die Konsequenz wird wenig sichtbar sein, selbst wenn die kleinen Bauern verschwinden. Die Supermarktregale werden nicht leer bleiben, unser Essen wird zum Großteil importiert. Während deutsche Landwirte viele ihrer Güter exportieren. Kurioses Konzept. Aber so steigt wie gewollt die Produktivität, Lebensmittel bleiben günstig.

Der Verbraucher könnte hier eigentlich mitbestimmen. Man muss sich nur eine Frage stellen: Wollen wir billiges Essen aus der Masse oder die viel gerühmten regionalen Lebensmittel? Wenn es Letzteres sein darf, dann bedeutet das im Gegenzug Anstrengung und Verzicht. Dann braucht es weniger Preiskampf und einen Push für die Direktvermarktung. Dann könnten Bauern auch ohne Steuererleichterungen wirtschaften.”
(Text: Ina Tannert, Oberhessische Presse, 12.01.24)

… und was können wir für unsere Bauern und Bäuerinnen tun?
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf bietet eine erstaunliche Vielfalt an Angeboten lokaler und regionaler Nahrungsmittel: Gemüsekisten, Hofläden, Verkaufsautomaten, Solawi-Vereine, Wochenmärkte. Diese Formen der Direktvermarktung sind für die Bauern und Bäuerinnen die beste Wertschöpfung und für uns das Beste an Frische und Qualität – Winwin!

 

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